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Der Guppy im Aquarium (Poecilia reticulata)

Inhaltsverzeichnis

 

Der Guppy (Poecilia reticulata) gilt als DER Einsteigerfisch für die Aquaristik schlechthin, und wir lehnen uns sicher nicht zu weit aus dem Fenster, wenn wir sagen, dass wir kaum einen Aquarianer kennen, der in seiner Laufbahn nicht schon einmal Guppys im Aquarium gepflegt hat. Ursprünglich kommt der sogenannte Millionenfisch Poecilia reticulata aus Südamerika, mittlerweile haben sich die robusten, widerstandsfähigen kleinen Fische jedoch weltweit praktisch überall dort etabliert, wo die Wassertemperaturen ihnen ein Überleben auch im Winter erlauben. Guppys gehören zu den lebend gebärenden Zahnkarpfen.

Guppys sind bunt und man sagt ihnen nach, dass sie ausgesprochen robust und damit anfängertauglich seien. Sie vermehren sich praktisch ganz ohne Zutun des Halters, und sie haben wunderschöne Farben und tolle Flossenformen. Gesunde männliche Guppys werden ungefähr 4 cm lang. Die Weibchen werden mit bis 8 cm Körperlänge sogar nochmals deutlich größer. Beim Guppy gibt es zum einen die bunten 08/25-Tiere aus der Zoohandlung, häufig Nachzuchten aus privater Hand, die für eine Futterdose den Besitzer gewechselt haben - es gibt aber auch die anderen, die Hochzucht-Guppys. Hier haben wir sorgfältig selektierte Stämme mit einer hohen Farbreinheit, ganz besonderen Mustern und Flossenformen. Jede Zuchtform hat ihren eigenen Namen und es gibt sogar Zuchtstandards, die festschreiben, wie ein gesunder Hochzuchtguppy auszusehen hat. Hier ist besonders das I.K.G.H. (Internationale Kuratorium Guppyhochzucht) zu nennen, das sich um die Guppyzucht in besonderer Weise verdient gemacht hat.

Wasserwerte für Guppys

Bevor wir uns der Hochzucht widmen, gehen wir jedoch erst einmal auf die allgemeinen Haltungsbedingungen für Poecilia reticulata ein. Guppys vertragen relativ weiches bis sehr hartes Wasser, sie kommen in der Natur sogar in Flussmündungen mit Brackwasser vor. Etwas Karbonathärte sollte vorhanden sein, ganz weiches Wasser mit einem tiefen pH-Wert mögen sie nicht. Wir empfehlen eine GH von 10 bis 25, eine KH von 5-20, einen pH-Wert von 7 bis 8,5 und eine Wassertemperatur von 22 bis 28 °C. Abweichende Wasserwerte werden vertragen und die Angaben weichen von Autor zu Autor stark voneinander ab, aber mit diesen Werten haben wir die besten Erfahrungen gemacht.

Das Guppyaquarium - die Einrichtung

Die friedlichen, eher lebhaften Guppys kann man schon in einem Standardbecken ab 60 cm Kantenlänge halten. Eine gute Bepflanzung entlang der Ränder ist empfehlenswert - manchmal legen sich Guppys zum Schlafen einfach auf ein großes Blatt einer Wasserpflanze und chillen dort. Auch mögen sie es, sich zu verstecken. Ein Teil der Wasseroberfläche sollte unbedingt frei bleiben, da Guppys stark oberflächenorientiert sind und gern unterhalb der Wasseroberfläche hängen, Biofilme wegschlürfen oder auch feine Anflugnahrung fressen. In einem Guppyaquarium haben zum Beispiel die Wasseroberfläche unsicher machende Springschwänze keine Chance!

Das Guppyaquarium kann mit Wurzeln und Steinen schön eingerichtet werden, unbedingt notwendig ist dies jedoch nicht, da Guppys keine Reviere abstecken. Verstecke sind für die Weibchen jedoch von Vorteil - Guppymännchen sind allzeit bereit und können die Weibchen ziemlich stressen. Da ist ein Rückzugsort in Form von einer teilweise dichten Bepflanzung vor den vermehrungsfreudigen Herren der Schöpfung manchmal schon nötig, damit die Mädels mal Pause haben. Zu viel Stress macht krank - das gilt auch für heftig umworbene Guppyweibchen. Eine gute Filterung ist von Vorteil, Guppys können ziemlich viel futtern und haben einen entsprechend aktiven Stoffwechsel.

Guppyhaltung im Aquarium - das Verhalten

Guppys sind Gruppenfische und sollten in einer Gruppenstärke ab 10 Fischen aufwärts gehalten werden. Die lebhaften bunten Guppys sind toll zu beobachten, weil in einem Aquarium mit ihnen immer etwas los ist. In einer gemischten Gruppe sind die Männchen eigentlich ständig damit beschäftigt, den Damen nachzusteigen und sie anzubalzen. Aufgrund der großen Vermehrungsfreude der Guppys - sie tragen den Beinamen Millionenfisch nicht ganz unberechtigterweise - sollte man genügend Platz einplanen. So böse es klingt - Fressfeinde für die Jungfische in Gestalt von kleinen Salmlern dienen auf natürliche Weise als Populationsregulierung.

Wer das vermeiden möchte, setzt entweder reine Männchengruppen oder reine Weibchengruppen ins Aquarium ein. Dabei müssen Sie jedoch im Gedächtnis behalten, dass Guppyweibchen sich auf Vorrat befruchten lassen und noch bis zu 11 Mal Jungtiere bekommen können, ohne erneut mit einem Männchen Kontakt gehabt zu haben. Den Fischen geht durch die eingeschlechtliche Gruppenhaltung nichts ab, sie fühlen sich trotzdem wohl und zeigen den größten Teil ihres artspezifischen Verhaltens.

Neue Guppys zu bestehendem Stamm - Quarantäne

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es beim Zukauf neuer Guppys zu Problemen mit dem Altbesatz oder mit den Neuzugängen kommen kann. Guppys können empfindlich auf Fremdbakterien reagieren und krank werden oder sogar sterben. Dem kann man durch eine Quarantäne vorbeugen. Dazu setzt man die Fische zunächst nicht in das Aquarium zu den anderen, sondern zunächst in ein Extrabecken, möglichst mit demselben Wasser. Wenn die Fische nach einer oder zwei Wochen akklimatisiert sind und alles in Ordnung ist, wird täglich etwas Wasser zwischen dem Aquarium und dem Quarantänebecken hin- und her getauscht, damit sich die Bakterienstämme angleichen können.

Vergesellschaftung von Guppys

Die friedlichen Guppys sind nicht auf Krawall gebürstet und können daher mit ähnlich großen, ebenfalls friedlichen Fischen gut im Aquarium gehalten werden - natürlich immer vorausgesetzt, die Ansprüche an die Wasserwerte stimmen überein. Von einer Vergesellschaftung mit dem sehr eng verwandten Endler Guppy (Poecilia wingei) raten wir ab, weil die beiden Arten fortpflanzungsfähige Hybriden hervorbringen würden. Mit Wirbellosen kann man Guppys ebenfalls gut zusammen halten: Größere Garnelen wie Amanogarnelen sind bei den frechen, neugierigen Guppys gut aufgehoben. Auch mit Zwergkrebsen kann die Haltung im Aquarium gelingen. Junggarnelen holen sich die Guppys, Nachwuchs kommt nur durch, wenn die Garnelen sich gut zum Beispiel in Moospolstern verstecken können. Robuste Schnecken lassen sich gut mit Guppys halten, empfindliche Schnecken können sich von den fast schon ein wenig aufdringlichen Fischen stark gestört fühlen - Fühler sehen für Guppys oft wie Würmer aus, und entsprechend versuchen sie, daran zu zupfen. Das kann eine schüchterne Schnecke so stark stören, dass sie nicht mehr aus dem Häuschen kommt. Robustere Schnecken wie Posthornschnecken oder Rennschnecken lassen sich jedoch von den Guppys nicht den Schneid abkaufen und schnecken ziemlich unbeeindruckt ihres Weges. Große Krebse und Krabben werden Guppys eher als Lebendfuttervorrat ansehen und sich den einen oder anderen Fisch schnappen und verspeisen. Da Guppys am Boden des Aquariums schlafen, sind sie insbesondere nachts eine leichte Beute für die Kneifer.

Die richtige Fütterung

Guppys sind richtige Allesfresser und sie sind auch nicht wählerisch. Insbesondere die Männchen können recht gierig sein. Der Millionenfisch hat ein sogenanntes oberständiges Maul, das heißt, die Mundöffnung zeigt deutlich in Richtung Wasseroberfläche. Das bedeutet nun aber nicht, dass Guppys alleine oben fressen (auch wenn sie sich sehr gerne in den oberen Wasserschichten aufhalten), das ganze Aquarium wird zur Futtersuche genutzt. Dabei zupft der Guppy auch gerne an Algenbüscheln.
Ihr Futter sollte ungefähr zur Hälfte aus tierischen und pflanzlichen Bestandteilen bestehen. Guppys sind keine wählerischen Fresser, von daher kann man sie schon mit Flockenfutter oder Granulatfutter sehr glücklich machen. Besonders gut eignet sich zum Beispiel das NatureHolic Guppyfeed, das lange an der Oberfläche bleibt und den bunten Aquarienfischen so erlaubt, wie in der Natur zu fressen. Auch Frostfutter oder kleines Lebendfutter wie schwarze Mückenlarven oder Artemia wird gerne genommen. Bekommen Guppys rein pflanzliche Kost, kommen nicht mehr so viele Jungfische durch, und die Zierfische bleiben kleiner als ihre ausgewogen gefütterten Artgenossen. Karotinoide können die Farben der Guppys verstärken, und es gibt Untersuchungen, dass solche Futter sogar bevorzugt genommen werden. Auch diesem Umstand hat der Futterdesigner des NatureHolic Guppyfeeds Rechnung getragen.

Guppyzucht - Geschlechterunterscheidung

Geschlechtsreif sind Guppys schon im zarten Alter von drei Monaten. Die Geschlechter bei Guppys können recht einfach auseinander gehalten werden. Die Weibchen sind etwas weniger farbenfroh als die Männchen, und sie werden deutlich größer. Zudem haben sie den sogenannten Trächtigkeitsfleck, einen schwarzen Fleck am Bauchende oberhalb der Afterflosse. Diesen Fleck sieht man bei weiblichen Guppys immer, nicht nur, wenn sie trächtig sind - anders als sein Name vielleicht vermuten lässt. Bei den Männchen ist die Afterflosse zum sogenannten Gonopodium umgebildet. Sie ist relativ lang und recht dünn, während sie beim Weibchen eine "ganz normale" rundliche Flossenform besitzt. Die Weibchen fallen meist auch durch ihre sehr dicken Bäuche auf - Guppydamen sind praktisch dauer"schwanger" und tragen am laufenden Band ihre Jungtiere aus, die sie übrigens lebend gebären.

Guppyzucht - die Geburt

Die Fischbabys schlüpfen bereits im Bauch der Mutter beim Geburtsvorgang aus dem Ei und kommen als lebender kleiner Fisch zur Welt. Pro Wurf können bis zu 120 Jungfische geboren werden - je größer und älter das Weibchen, desto mehr nähert sich die Zahl ihrer Nachkommen dieser Obergrenze. Dass die Geburt näher rückt, erkennt man am Verhalten des Weibchens und an seiner zunehmend eckigen Form. Es ruht öfter auf großen Pflanzenblättern oder legt sich sogar auf den Bodengrund. Beginnt es auf einer Stelle hin- und her zu schaukeln, beginnt die Geburt bald.

Überleben der Jungfische

Da Guppyweibchen ganz besonders frisch geborene Jungfische fressen, die noch nicht schnell wegkommen, sollte man im Geburtsaquarium für eine dichte Bepflanzung sorgen - nach dem Prinzip "aus den Augen, aus dem Sinn". Laichkästen mit einem Gitter im unteren Bereich können ebenfalls dafür sorgen, dass die Jungfische außer Reichweite fallen. Hier ist es wichtig die Laichkästen in die Strömung zu stellen, wo genügend Frischwasser diese durchflutet.

Aufzucht der Jungfische

Junge Guppys können einfach im Elternaquarium verbleiben, wenn man keinen besonderen Wert auf eine hohe Überlebensrate legt. Sie fressen gerne Staubfutter und Artemianauplien, suchen selbstständig in den Wasserpflanzen nach Biofilmen und Mikroorganismen und zupfen auch schon an feinen Algenbelägen und anderem Aufwuchs.

Deformierungen und Fehlbildungen

Aufgrund von starker Inzucht haben sich bei manchen Guppystämmen schon Fehler wie verkrümmte Wirbelsäulen eingeschlichen. Diese Tiere sollte man konsequent aus der Vermehrung ausschließen und sie in gleichgeschlechtliche Gruppen setzen, damit sie diese Merkmale nicht weiter vererben können. Auch extrem große Flossen können das Leben der Fische stark einschränken, weil übermäßig beflosste Exemplare durch das Gewicht der Flossen kaum noch schwimmfähig sind. Eine Zucht mit Maß und Ziel ist hier sicherlich zielführender als das Streben nach Extremen.

Guppy-Hochzucht

Bei den Hochzuchtguppys gibt es unterschiedlichste Ansätze. Es wird nach Farbe gezüchtet (und dabei Grundfarbe und Deckfarbe unterschieden), nach Muster und nach den Flossenformen - oder nach allen Merkmalen geschaut.

Flossenformen

Bei den Flossenformen unterscheidet man bei Guppys die Großflosser, die Schwertflosser und die Kurzflosser. Diese Bezeichnung bezieht sich immer auf die Form der Schwanzflosse.

Bei den Großflossern gibt es die dreieckige Triangelform, deren Winkel idealerweise 70° beträgt. In Unterschied dazu hat der gleich geformte Fächerschwanz "nur" 45°. Der Schleierschwanz zeichnet sich durch eine gebogene, schleierartige Schwanzflosse aus, während der Fahnenschwanz eine beinahe schon rechteckige Flossenform hat, die an eine Fahne erinnert.

Die Schwertflosser haben einen schwertartigen langen Fortsatz an der Flosse. Beim Doppelschwert sitzen zwei dieser Fortsätze an der relativ gerade geformten Schwanzflosse, einer oben und einer unten. Beim Obenschwert ist nur das obere Ende der Schwanzflosse verlängert, analog beim Untenschwert das untere Ende. Der Leierschwanz besitzt eine geschwungene Schwanzflosse mit einem Schwert oben und einem Schwert unten.

Die Kurzflosser kommen der Naturform noch am nächsten. Der Spatenschwanz ist eher eckig, der Speerschwanz geschwungen und in einer Spitze auslaufend. Ist diese Spitze auffallend stark verlängert, spricht man vom Nadelschwanz. Eine ausgeprägte runde Schwanzflossenform beim Guppy nennt sich Rundschwanz.

Grundfarben

Die Grundfarbe liegt auf dem gesamten Körper des Guppys. Sie kann in Teilen von der Deckfarbe überdeckt werden. Die "wilde" Grundfarbe des Guppys ist grau. Sie wird dominant vererbt, alle weiteren Grundfarben vererben sich rezessiv. Hier gibt es alle möglichen Farben - Albinos mit roten Augen, Lutinos mit weinroten Augen, sogenannte blonde Guppys, goldfarbene oder pinke. Auch eine blaue Grundfarbe ist möglich, oder eine weiße Farbe, Creme oder Silber, oder auch Mischungen wie pink-blond oder blau-pink. Selbst vollständig farblose, durchsichtige Guppys gibt es, die sogenannten Superweiss-Glas oder See-Thru.

Deckfarben

Die Deckfarben überdecken die Grundfarbe der Guppys an manchen Körperbereichen. Sie sind leuchtend bunt - rot, gelb, blau, grünlich, türkis, orange ... Während die Grundfarbe schon direkt nach der Geburt sichtbar ist, tritt die Deckfarbe erst mit zunehmendem Alter zutage. Hier kommen die wunderschönen bunten Farben und Muster zutage! Besonders auffallend ist zum Beispiel die Tuxedo-Zeichnung. Tuxedo steht im Englischen für Frack. Diese Guppys haben eine dunkle, fast schwarze Zeichnung in der hinteren Körperhälfte. Vor allem bei den Männchen ergeben sich hier tolle Kontraste zu den restlichen Deckfarben und zur Grundfarbe. Bei der Farbe Japan Blue leuchtet die namensgebende blaue Deckfarbe fast schon wie Metalliclack. Auch sie kann in Kombination mit anderen Deckfarben auftreten. Daneben gibt es aber auch Guppys mit einem Leopardmuster auf der Schwanzflosse oder einem Schlangenhautmuster (Snakeskin) auf dem Körper. Guppys, die Zeichnungsmuster haben, die an Koi Karpfen erinnern, oder die sogenannten Moskau Blue, die durch ein schönes intensives dunkles Blau bestechen. Den Farben und Formen ist keine Grenze gesetzt, und die Guppyzucht hält auch in Zukunft sicherlich noch sehr viele Überraschungen und spektakuläre Aquarienfische bereit.


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