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Faszination Landassel – vom Kosmopoliten zum Haustier

Inhaltsverzeichnis


Von allen auf der Erde vorkommenden Krabbeltieren ist die Assel eines der ganz wenigen, mit Ausnahme der Antarktis weltweit vorkommt. Noch dazu ist die Assel eine, die ursprünglich aus dem Meer stammt und dennoch an Land wohnt. Kein Wunder also, dass sie fasziniert, denn sie zählt zu den Höheren Krebstieren, die außerdem über Kiemen verfügen, obgleich sie äußerlich ein bißchen mehr Ähnlichkeit mit einem Käfer hätte. Als eines der ältesten bekanntesten Tiere überhaupt sind fossile Asseln bereits auf ein Alter von mehr als 50 Millionen Jahre geschätzt worden. Insgesamt sind in etwa 10.000 Assel-Arten mit nahezu 120 Familien bekannt, die in 10 Unterordnungen platziert sind. Drunter gibt es Arten, die gerade einmal wenige Millimeter bis hin zu fast einem halben Meter groß sind- letztere befinden sich jedoch vorwiegend in der Tiefsee, andere sind im Süß- und Grundwasser, in Oberflächengewässern, aber auch in Küstengewässern beheimatet. Auch parasitisch lebende Arten befinden sich darunter, die sich vor allem Fische als Wirtstiere halten.


Wer krabbelt denn da?

Landasseln verfügen über eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit, die sich im Laufe der Jahrmillionen entwickelt hat. Sie besitzen neben einem vom Rücken zum Bauch abgeplatteten Körper sieben Beinpaaren und Körpergliedern, wobei sich die Kiemen an den hinteren Beinen befinden. Durch äußere Einflüsse haben einige Arten sogar Respirationsorgane wie Tracheen und Lungen entwickelt, um sich damit dem Leben auf dem Land perfekt anzupassen. Die Weibchen verfügen über eine Bruttasche unter ihrem Körper, in der sich ihre Jungen entwickeln. Der Reproduktionszyklus kann bei einigen Arten bereits in einem Alter von nur 3 Monaten beginnen, bei denen sie bis zu 100 Jungtiere erbrüten. Als Kiemenatmer müssen die Asseln ihre Kiemen ständig feucht halten, weswegen sie ein Leben in einer unwirklichen Umgebung bevorzugen, die für den Menschen eher uninteressant ist. Zeit also, Licht ins Dunkle und damit einen Blick auf diese faszinierenden Tiere zu werfen, die bislang eher Unbehagen und vielleicht sogar Abscheu hervorriefen:

Landasseln sind die ersten, die auftauchen, wenn es etwas wegzuräumen gilt; und dabei besiedeln sie die obersten Bodenschichten bis zu mehreren Zentimetern Tiefe einer feuchten und leicht erwärmten Umgebung und haben dabei nur eines im Sinn: fressen. Ihr lateinischer Name Porcellio scaber leitet sich übrigens von „Unsauberes, räudiges Schweinchen“ ab und bei näherem Betrachten ist wohl kein Artname treffender als dieser. Dieses nützliche kleine Schweinchen zählt auf unserem Planten mit zu den wichtigsten Hilfssheriffs im allgemeinen Stoffkreislauf: Ob abgestorbene Wurzeln, ganze Bäume, Pflanzen oder auch Aas, selbst Schimmelpilze und Kot- sogar der eigene- werden von ihr verwertet und somit wieder ins Ökosystem integriert. Interessanterweise können sie dabei sogar verschiedene Bakterienarten unterscheiden und ihr Immunsystem an die jeweilige Situation anpassen und sogar auf ein Maximum hochfahren; für solch niedere Tiere ist das eine echte Revolution! Somit sind Landasseln wahre Wundertiere, die mit ihrem unstillbaren Appetit eine Fülle an Nährstoffen aufnehmen und sogar speichern können. Im Unterschied zu anderen Krebsartigen können sie dabei sogar bis zur vierzigfachen Menge Kalzium einlagern, die sie unter anderem zur eigenen Panzerbildung benötigen, aber auch andere Spurenelemente und Mineralstoffe wie Eisen, Chrom, Cadmium, Kupfer und Zink können sie in höheren Mengen speichern. Besonders ist vielleicht auch die Tatsache, dass sie absolute Energiesparer sind: denn anstatt Urin zu produzieren und umständlich in Ammoniak verwandeln, dünsten sie diesen einfach über ihr Exoskelett aus


Unter der Lupe: beliebte Assel-Arten in der Terraristik

Vor allem im Terrarium ist die Weiße Assel, Trichorhina tomentosa, schon lange als Bodenpolizei bekannt. Zwar ist dieses Krabbeltier mit seinen gerade einmal 5 mm weitaus kleiner als andere Arten und mit dem bloßen Auge nicht ganz so einfach zu beobachten, dafür ist ihre Pflegedienstleistung umso größer. Unermüdlich vertilgen sie, wie auch ihre Verwandten, die Hinterlassenschaften der Terrarienbewohner, vom Futterrest bis hin zur Ausscheidung und bieten unerwünschten Mitbewohnern wie beispielsweise Schimmelpilzen damit keinen Einlass. Da sie zudem mehr Feuchtigkeit als andere Arten bevorzugen, lassen sie sich prima auf ein Leben in der Terrarien-WG ein; vor allem in Dendrobatenterrarien kommen sie wunderbar zurecht und vermehren sich gut. Letztlich dienen sie hier nicht nur als Putzkolonne, sondern schließlich und endlich auch als Snack für beispielsweise Pfeilgiftfrösche, Kröten und andere Quaker. Aber auch gehalten und gepflegt in einer Aufzuchtbox macht die Weiße Assel eine echt gute Figur: vor allem Kinder können sie toll mit einer Lupe beobachten und auch mikroskopieren. Die Asseln sind tolle Studiertiere, die den Forscher- und Entdeckerdrang unserer Jüngsten (und vielleicht sogar auch ein bißchen unseren eigenen) wunderbar entgegenkommen und befriedigen. Bei einer durchschnittlichen Temperatur zwischen 18-25 °C lassen sich Weiße Asseln prima halten.

Mit ihrem schwarz-weiß gefleckten Aussehen erinnert die Panda-Assel, Porcellio laevis, auf den ersten Blick schon an eine Kuh. Oder an einen Panda. Oder eben an einen Dalmatiner. Aus diesem Grund hat dieses heiß begehrte Krabbeltier auch viele verschiedene Namen, von Dalmatinerassel bis Panda-Assel wird sie auch gerne einmal „Dairy Cow“ genannt. Die Panda-Assel wird ungefähr 2,3-2,5 cm groß und eignet sich damit prima auch für die Schnuten mittelgroßer Reptilien, wie zum Beispiel Geckos und Bartagamen. Die Panda-Assel hat aber, wie nicht anders zu vermuten, aber auch etliche Fans, die sie allein ihres Aussehens und der absoluten leichten Pflege wegen als Haustier halten. Diese tagaktiven Tiere können prima beobachtet werden, da sie den ganzen Tag unermüdlich am arbeiten sind. Vor allem aber vermehren sie sich rasant und lassen sich sogar mit anderen Farbschlägen kreuzen, sodass man aus ihnen tolle Farbvarianten heraus züchten kann- vielleicht liegt das Augenmerk ja auf schneeweißen oder rabenschwarzen Tieren, vielleicht auch auf solchen, die nur drei Pünktchen auf ihrem Rückenpanzer spazieren tragen? Die Farbzucht ist mit eines der interessanten Merkmale, die die Panda-Assel aufzubieten hat. Mit bereits ungefähr 8 Monaten vermehren sie sich bereits und sind damit dann auch kaum noch aufzuhalten. Durch ihre ausgesprochen gute Verträglichkeit mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit können sie sogar im Schnecken-Terrarium gepflegt werden. Bei einer Temperatur zwischen 18-26 °C lassen sich die Pandas optimal pflegen.


Kubanische Asseln
, Porcellionides pruinosus, gibt es mittlerweile in mehreren Farbformen. Die graue Form entspricht der Nominatform, die orangefarbige ist eher selten in der freien Wildbahn anzutreffen. Auch sie ist eine tageslichttaugliche Kandidatin, die sich noch dazu aufgrund ihrer auffälligen Farbe besonders gut für schwerfuttrige und mäkelige Terrarien-Lieblinge eignet. Mit ihrer möglichen Endgröße von ungefähr nur 1,2 cm eignen sich Kubanische Asseln hervorragend für kleine bis mittelgroße Reptis. Vor allem Frösche können der besonderen orangen Farbform nur schlecht widerstehen. Im Terrarium gehalten übernehmen sie, ihrer Art entsprechend einen großen Teil der Aufräumarbeiten und dienen noch dazu als nützliches Lebendfutter, das als „Dauerkauer“ quasi ständig zur Verfügung steht. Vor allem im Laub sie sie häufig anzutreffen und knabbern dieses bis auf die Blattstiele- und das Gerippe herunter. Bei einer konstanten Temperatur von 25 °C ist ihre Reproduktionsrate am höchsten. Gepflegt werden können sie aber wunderbar auch bei 23-26 °C. Vor allem bei einem Dauerangebot von Futter wachsen die Krabbler zügig heran und vermehren sich schon im Handumdrehen.


Voll im Assel-Flow

Eines haben die Landasseln aber alle gemein: Ohne ausreichend hohe Luft-Feuchtigkeit, mit der sie stets ihre Kiemenfächer befeuchten, vertrocknen sie recht schnell. Daher sind unerwartete neue Kolonien in den heimischen Gefilden eher nicht zu befürchten, wenn denn mal einzelne Tiere versehentlich ausgebüchst und auf Wanderschaft gegangen sind.
Sogar in den Geschlechtern lassen sich die Asseln optisch auseinander halten: die Weibchen tragen unter ihrem Bauch einen Brutsack, das sogenannte Marsupium. Vergleicht man aber beispielsweise Tiere der Porcellio Arten, so weisen bei zwei gleich großen Exemplaren nebeneinander diejenigen mit den ausgeprägterem „Schwanzende“ auf ein Männchen hin. Im Durchschnitt erreichen Asseln ungefähr ein Alter von 2 Jahren.

In einer Kunststoffbox mit fest schließendem Deckel lassen sich Asseln wunderbar halten und pflegen und bis zu einem bestimmten Punkt auch nachzüchten. Zu Beginn lohnt es sich, mit einer eher kleineren Box zu beginnen und bei zunehmender Assel-Population auf eine größere umzusteigen. Gerade am Anfang startet eine Zucht wesentlich schneller wenn die Tiere keine großen Strecken zurücklegen müssen, um einander oder auch ihr Futter zu finden. Vorteilhaft ist es hier, in den Deckel der Box eine Gaze anzubringen, sodass ein Gasaustusch gewährleistet wird, da die Asseln anderenfalls ersticken können.

Als Bodenbewohner bevorzugen sie dabei ein Bodensubstrat, das in etwa zu einem Drittel aus Humus und zwei Dritteln aus Laubwaldhumus gemischt wurde. Nadelgehölze in allen Varianten sind in der Box eher ungeeignet. Untergemischte Holzkohle, in Bruchstücken oder pulverisiert, hat den positiven Nebeneffekt, Schimmelbildung entgegen zu wirken. Eingebrachtes Moos dient außerdem als Wasserspeicher, Laub und Weißholz als weiteres Futter, aber auch als Rückzugsmöglichkeit. Da vor allem die konstante Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit enorm wichtig ist, sollte das Substrat nicht weniger als 5-8 cm Höhe aufweisen, um diese gut zu speichern. Um den Feuchtegehalt besser kontrollieren zu können, bietet es sich an, eine bestimmte Ecke zu wässern und diese zu kontrollieren, bis das Wasser völlig verdunstet ist, das kann ungefähr ein bis zweimal pro Woche der Fall sein. Eine äußere Wärmequelle in Form einer Heizmatte zum Beispiel, ist nur notwendig, wenn die von den Tieren ideale Zucht- und Wohlfühltemperatur nicht konstant gehalten werden kann, was aber bei den „Standard-Landasseln“ eher selten bis gar nicht vorkommt, da diese sich problemlos bei Zimmertemperatur halten und vermehren lassen. Heizmatten sollten aber nur an den Seiten der Box angebracht werden und nicht darunter, da das Substrat ansonsten zu schnell austrocknen und die Tiere dadurch versterben würden. Eine Beleuchtung ist bei der Assel-Zucht nicht wirklich notwendig, vielmehr dient sie dem optimalen Betrachten der Tiere. Bei der Auswahl eines Leuchtmittels sollte aber darauf geachtete werden, dass es sich um keine aufwärmende Lampe handelt, die die Box unnötig aufheizen und austrocknen würde.

Landasseln füttern

Landasseln sollten permanent „gut im Futter stehen“- neben regelmäßigen Gaben mit verschiedenen Laubblättern und Hölzern können sie auch optimal mit diversen Gemüsesorten, die in der Küche anfallen, gefüttert werden. Anzuführen wären hier unter anderem Kartoffeln und Süßkartoffeln, aber auch Salate, Kohl, Zucchini, Gurke und andere. Praktisch sind auch unsere Chips-Sorten, die sich dank ihrer praktischen Größe wunderbar dosieren lassen. Ebenfalls knabbern die Asseln gerne Fischfutterflocken, Futtersticks, aber auch stellenweise kleinere Würmer. Größere Assel-Arten schleppen die Sticks teilweise sogar in ihr Versteck, um sie genüßlich in Ruhe zu fressen.

Alle Assel-Arten sind grundsätzlich auf eine sehr gute Calciumquelle angewiesen, da sie anderenfalls schnell räuberisch werden und sowohl ihre eigenen verstorbenen Artgenossen, aber auch ihre Jungen auffressen können. Daher sollte ihnen ständig ein gutes Mineralpräparat, wie zum Beispiel unsere Crustarocks oder auch Sepiaschalen angeboten werden.

Werden Asseln als Putzkolonne im Terrarium gehalten, so finden sie eigentlich ständig etwas zum Fressen, gelegentlich sollte man ihnen aber auch hier eine extra Portion Laub und Holz gönnen. Auch wird ihre eigene Population hier durch ihren amphibischen oder reptirlichen WG-Mitbewohner konstant in Schach gehalten, sodass von keiner Überpopulation auszugehen ist.

Probleme treten in einer Assel-Box eigentlich nur auf, wenn dem Bodensubstrat bestimmte Eigenschaften fehlen, wie zum Beispiel genügend Laub oder Totholz, Wasser, den Asseln zu wenige Proteine oder Mineralien gefüttert werden oder aber schlicht eine zu hohe Population vorliegt. In diesen Fällen kann es vorkommen, dass die Tiere zum Kannibalismus neigen, die Vermehrung einstellen oder aber auch einfach in ungewöhnlicher hoher Menge versterben.


Last but not least

Auch in der Terraristik gilt: „du bist was du isst“- und vor allem durch die kontrollierte Fütterung der Land-Asseln ist es somit möglich, sie entsprechend hochwertig aufzubereiten, sodass auch unsere geliebten Reptilien optimal mit allem notwendigen versorgt werden. Die sehr einfache und platzsparende Haltung der Asseln ohne nennenswerte Geruchsentwicklung, ihre geringe Größe und enorme Vermehrungsrate macht sie damit zu einem optimalen Lebendfutter, das sich ohne große wissenschaftliche Hintergründe bereits von Anfängern sehr leicht nachzüchten lässt. Durch die Möglichkeit der Farbzucht lassen sich so tolle Versuche an diesen absolut faszinierenden Krabbeltieren durchführen. Auch eignen sie sich wunderbar als Ponton zum Chemiebaukasten für leider heutzutage immer häufiger anzutreffende Kinder mit Haustierallergien, deren Forscher- und Entdeckerdrang sich mit diesem vielleicht eher etwas ungewöhnlichem Haustier perfekt befriedigen lassen wird.


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