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Schwarzwasseraquarien

Was ist Schwarzwasser?

Sogenanntes „Schwarzwasser“ bezeichnet Aquarienwasser, das sich vor allem in bräunlichem bis bersteinfarbenen Aussehen äußert. Dabei handelt es sich zudem um sehr saures und weiches Wasser, das nahezu keine messbare Karbonathärte und eine nur eine sehr geringe Leitfähigkeit von stellenweise gerade einmal 10-15 Mikrosiemens, sowie einen sehr niedrigen pH-Werten hat. In der Natur bilden verrottende Pflanzen, aber auch im Wasser befindliche Blätter, sowie Wurzeln und Äste von Bäumen Säuren, die den pH-Wert stabilisieren. Dieser ist meist sehr niedrig und bewegt sich stellenweise zwischen 3,5-5,5. Die dunkle Farbe wird hervorgerufen durch gelöste Tannine, Huminsäuren, Saponine und Flavonoiden aus Laub, Zapfen und Wurzeln. Je nach Menge des Pflanzeneintrages ist das Wasser daher mehr oder weniger dunkel. Im Vergleich zum „normalen Aquarium“, die im Schnitt eher Säurewerte um 6,5-7,6 anstreben, lässt sich beim Schwarzwasser problemlos von „extremen“ pH-Werten sprechen.

Für wen ist Schwarzwasser geeignet?

Grundsätzlich gilt bei der Pflege von Zierfischen im Aquarium, diese möglichst naturgetreu zu halten, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Fischen aus Schwarzwasserflüssen, wie zum Beispiel dem Rio Negro, aber auch südamerikanische Salmlerarten, kommt die Haltung im Schwarzwasser Aquarium sehr entgegen. Dennoch stammen einige auch aus Asien, weswegen die reine Bezeichnung als Amazonasbecken stellenweise irreführend sein kann. Auch andere Fische stammen aus Weichwassergebieten, sind aber nicht zwingend auf extrem niedrige Werte angewiesen und sollten eher nicht in Schwarzwasser gepflegt werden, wen sie nicht daraus stammen. Ebenfalls sollten reine Schwarzwasserfische besser nicht im gewöhnlichen Durchschnittswasser gehalten werden. Einige Weichwasserfische können problemlos auch mit einem etwas höheren pH im Aquarium gepflegt werden, benötigen allerdings zur Vermehrung wiederum eher niedrige Extremwerte. In freier Wildbahn neigen zudem einige Fische zum Wandern und suchen zum Fortpflanzen andere Wasserparameter auf, die sie nach erfolgreicher Paarung wieder verlassen. Beim Züchten werden diese daher von außen initiiert, wenn sie nicht den Haltungsparametern entsprechen. „Echtes Schwarzwasser“ kann zudem auch der Algenentwicklung im Aquarium entgegen wirken, da das Wasser einen mehr oder weniger geringfügig lichtfilternden Effekt hat und das Wachstum von Algen dadurch hemmt. Für höhere Wasserpflanzen, vor allem solche, die ohnehin aus Schwarzwassergebieten stammen oder mit weniger Licht zurechtkommen, stellt das aber kein Problem dar.

Foto: @aquarium.by.bddnk

Schwarzwasser gleich Schwarzwasser?

Unterscheiden sollte man dennoch zwischen „echtem“ und „imitiertem“ Schwarzwasser, denn nicht jedes Aquarium, das eine Gelbfärbung aufweist, entspricht auch dem Grundgedanken. Mithilfe von sogenannten pH-Senkern oder Karbonatreduzierern werden pH und KH nach unten korrigiert. Häufig werden diverse Mittelchen im Handel angeboten, die zwar „nur“ eine Wassereinfärbung verursachen, aber unterm Strich nicht der dazugehörigen Biologie entsprechen. Mitunter kommt es sogar vor, dass diese Produkte auf Salzsäurebasis „funktionieren“, die zwar für eine bestimmte Dauer die Wasserparameter nach unten bringen, letztlich aber wiederum Einfluss auf andere haben und kein dauerhaft stabiles Gleichgewicht darstellen, was sich wiederum auf die Gesundheit der Tiere auswirken kann. Grundsätzlich sollten sie daher mit Bedacht verwendet werden, da häufig auch die Konzentrierung der verwendeten Mischungen risikobehaftet sind und aus anorganischen Schwefel- und Phosphorsäuren bestehen, die sich nur schwierig richtig dosieren lassen. Sicherer ist daher die Handhabung der einzelnen reinen Säuren, die sich zudem aufgrund der bekannten Konzentration einfacher handhaben und verabreichen lassen.

Schwarzwasser selbst herstellen

Häufig ist das selbst Anmischen von Schwarzwasser das Mittel der Wahl bei der Pflege von sensiblen Fischen und kein Brief mit sieben Siegeln, wenn man sich etwas in das Thema einarbeitet. Trotzdem ist aber auch hier aufgrund der niedrigen oder gar fehlenden Karbonathärte, die als pH-Puffer fungiert, Fingerspitzengefühl gefragt, um Säurestürze zu verhindern. Deswegen sollte der Stabilität der Parameter immer das Hauptaugenmerk gelten, um die Fische nicht zu gefährden. Nichtsdestotrotz verfügt Schwarzwasser über etliche positiven Eigenschaften, die seine Verwendung befürworten. Vor allem die Einlaufphase kann erheblich verringert werden, auch die Notwendigkeit von Medikamenten reduziert sich auf ein Minimum. Last but not least spricht auch die verringerte Algenentwicklung bei gleichzeitig verbessertem Pflanzenwachstum für Schwarzwasser.

Foto: @aquarium.by.bddnk

Schwarzwasser mithilfe von Laub und Zapfen herstellen

Wie auch in der Natur lässt sich Schwarzwasser mithilfe von Mazeration selbst herstellen. Dazu werden Laub und Erlenzapfen in Wasser eingeweicht, die unter anderem Tannine, Huminsäuren, Saponine und Flavonoiden herauslösen. Abhängig von der Temperatur kann dies zwischen einem bis eineinhalb Monaten dauern, weswegen Wechselwasser immer zeitig aufgesetzt werden sollte. Allerdings sollten auch die verwendeten Laubsorten mit Bedacht ausgewählt werden, denn einige können sich toxisch auswirken. Vorzug sollte Laubbäumen wie Walnuss, Rotbuche, Kastanie oder Eiche gegeben werden. Die braunen Blätter sollten zudem fern von Straßen oder Industriegebieten stammen. Auch die Dosierung der Erlenzapfen sollte mit Bedacht gewählt werden, denn auch hier macht die Dosis das Gift. Zwar geben Erlenzapfen sehr schnell diverse Stoffe, wie Huminsäuren- Farb-und Gerbstoffe ab, können aber in zu hoher Menge tödlich auf den Fischbesatz wirken, da sie unter anderem antibakteriell wirken, daher ist Laub immer der Vorzug zu gewähren, dasselbe gilt, wie bereits erwähnt stabilen Wasserparametern. Wichtig ist zudem das Verwenden von trockenem Laub und trockenen Erlenzapfen, weil die in den Blättern vorhandene Restfeuchte beim Mazerationsvorgang ansonsten zu Schimmel führen kann. Gesammeltes Laub oder auch Erlenzapfen sollten daher immer vor der Verwendung vollständig abgetrocknet sein.

Mit Osmose- oder Regenwasser (das offen aufgefangen und nicht über Dachrinnen oder Dächer abgelaufen und gesammelt wurde) wird das Laub eingeweicht und ist nach einiger Zeit einsatzbereit. Bei der Verwendung von Regenwasser ist das Filtern empfehlenswert. Der Einweichprozess ist dem Abkochen in jedem Fall vorzuziehen, da sich beim Kochen nützliche Stoffe, die der Ansäuerung des Wassers zuträglich sind, verflüchtigen können. Es ließe sich auch der abgekochte Sud aus Seemandel- oder Walnussbaumblättern mischen, deren alleinige Verwendung reicht in der Regel aber nicht aus, um das angestrebte Ergebnis zu erzielen. Ein Messen und Überwachen sowie das Anpassen der Wasserparameter sollte nicht außer Acht gelassen werden.

Schwarzwasser mithilfe von Torf selbst herstellen

Bei der Herstellung von Schwarzwasser kann es vorkommen, diverse Plagegeister wie zum Beispiel Planarien, Libellenlarven oder Hydra mit einzuschleppen, vor allem, wenn die Einweichtonnen unabgedeckt draußen stehen. Zwar gelten diese stellenweise als Snack für verschiedene Fische, können aber bei der gleichzeitigen Pflege von Wirbellosen zur Gefahr werden. Diese lässt sich verringern, in dem das Laub vorher kurz abgebrüht (nicht gekocht!) wird. Nach dem Einweichen und Auslaugen kann dieses Laub aber auch noch als Futterquelle für herbivore Arten, wie beispielsweise Welse dienen, wenn es anschließend mit ins Aquarium gegeben wird. Alternativ bietet sich daher die Verwendung von Torf an.

Bei der Torffilterung wird der ungedüngte Torf mit in die Filterkammer eingebracht oder aber dessen abgekochter Sud mit ins Aquarienwasser gegeben. Genauso gut ist aber auch der Einsatz einer Torfkanone. Grundsätzlich sollte bei gekauftem Torf darauf geachtet werden, dass dieser keinen Dünger enthält, da dieser unter Umständen die Phosphat- und Nitratwerte nach oben katapultiert. Der Torf kann aber auch mit auf den Bodengrund eingebracht werden, einige Fische vergraben sich auch sehr gerne darin. Wird mit Torf gearbeitet, sollte Osmosewasser immer der Vorzug gewährt werden, da Regenwasser häufig noch eine Karbonathärte von 1-2 aufweisen kann und das Erschaffen von „echtem Schwarzwasser“ somit nicht realisierbar ist.

An Gesprächsstoff mangelt es beim durchaus kontrovers diskutierten Thema „Schwarzwasser" sicherlich nicht. Es kann daher durchaus empfehlenswert sein, sich vom erfahrenen Aquarienerfreund seines Vertrauens etwas an die Hand nehmen zu lassen, wenn es um die optimale Pflege von Schwarzwasserfischen aus Südamerika, Asien oder Zentralafrika geht. Letztlich stellt ein schön gepflegtes Schwarzwasseraquarium aber einen harmonischen Blickfang im Wohnzimmer dar, der problemlos zum WOW-Faktor werden kann.


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