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Pantoffeltierchen zur Aufzucht von kleinen Fischlarven und für Garnelen

Inhaltsverzeichnis


Pantoffeltierchen der Gattung Paramecium heißen so, weil ihre Form unter dem Mikroskop sehr stark an den Abdruck eines urtümlichen Pantoffels erinnert. Paramecium gehören zu den ganz wenigen Einzellern, die man mit bloßem (scharfem) Auge sehen kann - Pantoffeltierchen sind als winzige weißliche Punkte im Wasser schwebend sichtbar. Es gibt ungefähr 40 Arten Pantoffeltierchen im Süßwasser, die sich allerdings alle mehr oder weniger ähnlich sehen und auch vergleichbare Eigenschaften haben. Fun fact: Im Jahr 2007 wurde das Pantoffeltierchen übrigens von der Deutschen Gesellschaft für Protozoologie zum ersten Einzeller des Jahres ernannt!

Eigenschaften von Pantoffeltierchen

Pantoffeltierchen gehören zu den Ciliaten, also zu den Wimperntierchen. Ihre ganze Oberfläche ist von Wimpern oder Cilien bedeckt, mit denen das Pantoffeltierchen Nahrung herbeistrudelt und mit deren Hilfe es sich auch fortbewegen kann. Pantoffeltierchen sind erstaunlich wendig und können sich durch sehr kleine Spalten und Lücken quetschen - das wird später noch interessant für uns.

Pantoffeltierchen bilden übrigens keine Dauerstadien oder Cysten.

Was fressen Pantoffeltierchen?

Pantoffeltierchen ernähren sich überwiegend von Bakterien und teils auch von anderen einzelligen Mikroorganismen, wie zum Beispiel von einzelligen Pilzen wie Hefen und auch von einzelligen Algen.

Fortpflanzung von Pantoffeltierchen

Pantoffeltierchen sind Einzeller. In der Regel vermehren sich Paramecien ungeschlechtlich durch Zellteilung - dabei splittet sich das Pantoffeltierchen einmal quer durch. Die Einzelteile wachsen zu vollständigen Tierchen heran, die sich dann wiederum teilen können. Sind die Bedingungen (Futterangebot, Temperatur etc.) günstig, können sich Pantoffeltierchen alle drei bis vier Stunden erneut teilen, das heißt gleichzeitig, dass sie wirklich rasant wachsen, wenn alles passt.

Bei bestimmten Umweltreizen können sich Pantoffeltierchen auch geschlechtlich fortpflanzen, dies ist jedoch deutlich weniger effektiv wie die ungeschlechtliche Vermehrung durch Teilung - die asexuelle Fortpflanzung durch Querteilung wird daher vom Pantoffeltierchen deutlich bevorzugt. Bei der geschlechtlichen Vermehrung tauschen zwei Pantoffeltierchen Erbinformationen in Form ihrer Zellkerne aus und teilen sich dann im Anschluss. Häufig sterben die Pantoffeltierchen jedoch bei diesem Prozess.

Wer frisst Pantoffeltierchen?

Pantoffeltierchen sind exzellente Fischnährtiere und werden vor allem von Nanofischen wie dem Perlhuhnbärbling, Querstreifen Zwergbärbling, kleinen Rasboras, Moskitobärblingen und anderen Boraras-Arten sehr gerne gefressen. Zur Aufzucht von kleinen Fischlarven, die noch keine Artemia-Nauplien bewältigen können, sind Pantoffeltierchen ein sehr gutes und gehaltvolles Erstfutter.

Auch Garnelen und filtrierende Schnecken greifen bei den Einzellern gerne zu, ebenso wie Muscheln.

Von anderen räuberischen Einzellern wie Amöben, Sonnentierchen, räuberische Rädertierchen und Co. werden Pantoffeltierchen ebenfalls häufig erbeutet. Diese Mikroben sind in der Pantoffeltierzucht daher nicht gern gesehen.

Pantoffeltierchen gezielt züchten - Kultur mit Milch oder Sahne

Paramecium sind sehr einfach zu züchten - am besten besorgt man sich dafür einen Ansatz, der bereits läuft. Diesen Ansatz Pantoffeltierchen gibt man dann in ein Gefäß, das ca. einen halben Liter oder mehr Wasser fasst - ein Einmachglas, ein kleines Aquarium, eine Vase, ... dabei sind die Wasserwerte egal.

Den Ansatz füttert man dann mit einem Tropfen Milch oder Sahne an. Durch die Milch vermehren sich Bakterien im Wasser, die dann wiederum von den Pantoffeltierchen gefressen werden. Wenn das Wasser klar ist, wird nachgefüttert.

Mit zunehmender Zahl der Pantoffeltierchen sieht man die Einzeller als Schlieren oder Wolken im Wasser; wer besonders gute Augen hat, kann die Einzeltierchen als winzige weiße Punkte im Wasser sehen.

Die Fütterungsintervalle werden nun immer kürzer, weil die Zahl der Bakterien zunimmt - ebenso wie die Zahl der Pantoffeltierchen.

Pantoffeltierchen gezielt züchten - Kultur mit Rübenschnitzeln

Eine andere Möglichkeit neben dem Milchansatz ist ein Ansatz mit Rübenschnitzeln. Dazu verwendet man ca. 5 bis 10 mm große getrocknete Würfel oder entsprechend große Schnitzel von Kohlrabi, Futterrüben, Kohlrüben oder ähnlichem. Die Würfel lassen sich ganz einfach im Backofen bei ca. 50 °C trocknen. Achtung: Eine Überdosierung führt wie beim Milchansatz auch zu Sauerstoffknappheit und zum Absterben der Pantoffeltierchen!

Nach ca. zwei Wochen legt man einen neuen Würfel ein. Die Nährstoffe in den Rübenschnitzeln sorgen dafür, dass sich die Bakterien im Wasser gut vermehren und so den Pantoffeltierchen eine gute Nahrungsgrundlage bieten.

Pantoffeltierchen gezielt züchten - Fütterung mit Trockenhefe oder Protogen

Statt mit Milch kann man die Pantoffeltierchen auch direkt mit Trockenhefe beziehungsweise mit Protogen aus dem Handel anfüttern. Dazu werden wenige Krümel Trockenhefe in Wasser aufgeschlämmt und zum Ansatz Pantoffeltierchen gegeben. Auch hier wird erst dann nachgefüttert, wenn das Wasser wieder fast klar ist. Vor allem anfangs ist dies von enormer Wichtigkeit, damit der Ansatz Pantoffeltierchen nicht kippt und sauerstoffarm wird.

Pantoffeltierchen gezielt züchten - Heuaufguss

In einem Heuaufguss tummeln sich ebenfalls allerhand Nährstoffe, die die Bakterien in ihrer Vermehrung unterstützen, allerdings holt man sich mit unbehandeltem Heu auch unliebsame Räuber wie Rädertierchen oder Amöben in den Ansatz, die sich nur zu gern an den begehrten Pantoffeltierchen bedienen und unseren Jungfischen damit das Futter wegfressen. Besser ist es daher, das Heu, Stroh oder Gras zunächst für gut 10 Minuten abzukochen, um so alle Blinden Passagiere zu eliminieren. Auf einen halben Liter Wasser gibt man ungefähr ein fingerlanges und fingerdickes Bündel abgekochtes Gras, Stroh oder Heu. Hier explodiert regelmäßig die Zahl der Pantoffeltierchen im Ansatz, es muss jedoch relativ zügig neues Heu nachgelegt werden, weil die Nährstoffe sich besonders schnell verbrauchen.

Wer schnell viele Pantoffeltierchen "ernten" möchte, ist mit einem Heuaufguss mit abgekochtem Heu sehr gut bedient.

Räuber im Pantoffeltierchen-Ansatz

Pantoffeltierchen werden von verschiedenen anderen räuberischen Mikroorganismen wie Amöben, Rädertierchen oder Sonnentierchen gefressen - schleppt man sich diese Biester (zum Beispiel Euplotes) ein, bricht der Ansatz alsbald zusammen. Auch kann es durch eine Massenvermehrung mancher räuberischer Einzeller zu Sauerstoffknappheit kommen, was die restlichen Pantoffeltierchen dann auf jeden Fall umbringt. Die Räuber sind wiederum kein sonderlich gutes Anfangsfischfutter - sonst wäre das ja fast egal ...

Hier hilft nur, alles wegzuschütten und abzukochen und einen neuen Ansatz zu starten. Wer allerdings ein Mikroskop hat, kann Ciliat um Ciliat aussortieren und mit einer sehr geringen Menge von sicher identifizierten Pantoffeltierchen neu starten.

Es lohnt sich immer, mehrere Ansätze von Pantoffeltierchen laufen zu haben - wenn einer kippt oder man sich doch mal Räuber einschleppt, müssen die Fischlarven dennoch nicht auf ihr Futter verzichten.

Pantoffeltierchen verfüttern - so klappt's

Pantoffeltierchen leben in einer Bakterienplörre, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Nun möchte nicht jeder diese Bakterien im Aufzuchtbecken mit den wertvollen Fischlarven ... wie bekommt man nun einen Ansatz Pantoffeltierchen möglichst "sauber" ins Aufzuchtaquarium?

Wie wir weiter oben schon besprochen haben, sind Pantoffeltierchen unglaublich flutschig und kommen durch kleinste Lücken. Aussieben mit einem entsprechenden Sieb funktioniert selbst bei feinster Maschenweite eher semi.

Andererseits können wir aber genau diese Eigenschaft zum Separieren der Paramecien zunutze machen: Füllt man einen Teil des gut laufenden Ansatzes in eine kleine Flasche mit langem Hals (zum Beispiel eine Grappaflasche), wandern sie aktiv nach oben in den Hals, sobald das Wasser unten in der Flasche sauerstoffarm wird (was es von selbst mit der Zeit wird, da durch den langen engen Flaschenhals so gut wie kein Gasaustausch stattfinden kann).

Wer den Vorgang beschleunigen möchte, verstopft den Flaschenhals mit einem Wattestopfen und füllt darüber mit etwas Frischwasser auf. Die wendigen, flexiblen Paramecien wandern durch die Watte durch nach oben und konzentrieren sich im Frischwasser.

Nun kann man die relativ rein konzentrierten Pantoffeltierchen mit einer Pipette entnehmen und bequem und vor allem relativ risikoarm an die Jungfische oder Nanofische im Aquarium und an die Fischlarven im Aufzuchtaquarium verfüttern.


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