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Aquariumsoil – Fluch und Segen?

Soil im Aquarium - Mit Bienenwasser fing es an...

Klare, weiche und leicht saure Fließgewässer — hier sind sie zu Hause, und sie haben sich perfekt an diese Bedingungen angepasst. Die Rede ist natürlich von unseren geliebten Bienengarnelen der Gattung Caridina logemanni, aber auch von ihren Zuchtformen, die dieselben Bedingungen brauchen.

Lange war der Fundort der Bienengarnele allerdings gar nicht bekannt, und die Suche nach den optimalen Wasserwerten war in den Anfangszeiten ein Stochern im Nebel. Langsam kristallisierte sich heraus, dass Bienengarnelen in eher weichem Wasser besser zurecht kommen, und es wurde viel mit Torf, Vollentsalzern und sogenannten pH-Minus-Substanzen herumexperimentiert. Es war ausgesprochen mühselig, sogenanntes „Bienenwasser“ herzustellen, und jeder etablierte Züchter und Halter hatte seine spezielle Methode dafür.
Die Bienengarnelen waren zu dieser Zeit „Profigarnelen“, welche nur mit einem ausgeprägten Erfahrungsschatz oder den Hinweisen eines erfahrenen Mentors zu halten oder gar zu vermehren waren.

 

Die Geburtsstunde des Soils

Das war so bis zu dem Tag, als man feststellte, dass gewisse Bonsaisubstrate — sogenannte Akadamaböden — auch im Aquarium starke pH-senkende und wasserenthärtende Eigenschaften aufweisen. Das Zeitalter der aktiven Bodengründe war damit angebrochen.
Innovative Firmen aus Japan konstruierten aus der Pflanzenerde Akadama rasch maßgeschneiderte Bodensubstrate für Aquarien, welche in Aussehen und Leistung ideal für Garnelenaquarien geeignet waren. Mit diesen Substraten als normaler Bodengrundschicht oder in Verbindung mit einem Bodenfiltersystem konnte man von nun an das perfekte Bienenwasser völlig ohne technische Ausrüstung oder chemische Hilfsstoffe und ohne lästige Wasserpanscherei herstellen, direkt im Becken.


Je nach Variante lässt sich damit die benötigte Wasserbeschaffenheit einstellen, der geeignete pH-Wert schaffen und sogar eine Nährstoffversorgung für die Pflanzen verwirklichen.

Heute bieten zahlreiche Hersteller und Händler eine große Palette an Soilprodukten für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke an. Es gibt spezielle Soils für Weichwassergarnelen wie z.B. Glas Garten Environment und ShrimpKing Active Soil, und Soils, die sich besonders für stark bepflanzte Aquascaping-Aquarien eignen, wie etwa die Soils von ADA oder der Dennerle Scapers Soil.

 

Schattenseite des Soils

Neben all den positiven Gesichtspunkten, die aktive Soils bieten, besitzen sie allerdings auch eine Schattenseite: Je nach Ausgangswasser und Laufzeit verlieren diese Substrate mit der Zeit ihre Wirkweise, nämlich die Fähigkeit, die gewünschten Wasserparameter wie die Karbonathärte, die Gesamthärte und den pH-Wert einzustellen. Eingelagerte Stoffe können unter bestimmten Umständen wieder in das Aquarienwasser abgegeben werden, was starke Ausfälle beim Besatz nach sich ziehen kann.

 

Wie funktioniert Aquariumsoil eigentlich?

Chemisch betrachtet ist ein aktiver Bodengrund nichts anderes als ein schwach saurer Ionentauscher, welcher seine Fähigkeit der Wasserenthärtung der Tatsache verdankt, dass er verschiedene Schicht– und Gerüstsilikate wie Smektit, Klinoptilolith, Bentonit und Illit enthält.

 

Aquariumsoil = Ionenaustauscher

Das Prinzip des Ionentausches beruht darauf, dass Ionen umso stärker an den Ionenaustauscher — in unserem Falle das Soilkorn — gebunden werden, je höher deren Ladung und je größer ihr Ionenradius ist. Zum Beispiel wird Na+ im Ionentauscher durch Ca2+ verdrängt, Ca2+ wiederum durch Al3+. Das stärker bindende Ion verdrängt das schwächer bindende Ion von den Bindungsstellen des Ionentauschermaterials. Es muss also dafür gesorgt werden, dass das unerwünschte Ion, das aus der Lösung entfernt werden soll, stärker gebunden wird als das Ion, das an den Ionentauscher gebunden ist. Weitere wichtige Einflussfaktoren dafür sind: der pH-Wert der Lösung im Zusammenhang mit der Art und der Anzahl der Bindungsstellen des Ionentauschermaterials und auch die jeweilige Stoffkonzentration. Im Fall von Aquariensoil werden die Silikate mittels Säuren be –und entladen, um die spezifischen Wirkungsweisen auf das Aquarienwasser zu erhalten, ähnlich wie es bei Kationentauscherharzen der Fall ist. 

 

Der Ionentauschvorgang einfach verständlich erklärt

Soil ist von Natur aus noch mit Härtebildnern wie Kalzium, Magnesium, Kalium beladen, die den Pflanzen und Tieren im Aquarium zugute kommen.

Der Soil wird mittels einer Säure aufbereitet, es erfolgt eine Desorption von den Härtebildnern.

Der Soil ist mit nun mit Protonen H+ des Wasserstoffs beladen.  

 

Die Härtebildner tauschen nun via Kationentausch die Plätze. H+ Protonen gelangen in das Wasser und säuern dieses an, karbonatgebundene Härtbildner werden sorbiert (aufgenommen).
Die Karbonathärte, sowie die karbonat-gebundene Gesamthärte werden reduziert.
HCO³- + H+ --> H²CO³


Es entsteht Kohlensäure, welche durch die Karbonat-Zerstörung entsteht, diese wird von den Pflanzen als auch Biofilmen aufgenommen, ein großer Teil entweicht durch die Wasseroberfläche in die Atmosphäre.
Für Optik oder Zusatznutzen werden in Soils auch noch weitere Additive wie z.B. Pflanzenkohle, Vulkanasche und Stickstoffverbindungen verbaut.

 


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  • sehr informativ

    Liebes garnelio team, ich verfolge eure Blogs immer mit großem interesse.
    Bei euch kann ivh immer viel lernen und der Blog kommt gerade richtig :)
    Macht weiter so !!!

  • sehr interessant !!!

    Es ist ein ganz toller Beitrag, ich bin ja noch nicht so lange mit diesen "Virus" befallen und kann gar nicht genug Infos erhalten. In meinen Becken habe ich in der Bodenmitte einen Glasstreifen eingeklebt , um den Grund einfacher teilweise auszutauschen . Gibt es denn schon Erfahrungswerte in welchen Abstand das Soil erneuert werden sollte ?
    Ich kann mich nur anschliessen, "Macht weiter so !"


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