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Das Aquarium in der Einlaufphase

Aquarium wurde eingerichtet

Es ist geschafft — das Aquarium steht an der Stelle, an der es stehen soll, und es ist nach allen Regeln der Kunst eingerichtet. Bodengrund, Steine, Holz , Höhlen und sonstige Deko, Pflanzen, alles drin … das Wasser wurde eingefüllt, der Filter läuft, der Heizer (so vorhanden beziehungsweise notwendig) heizt.

Wunderschön ist es geworden, und jetzt juckt es den frisch gebackenen Aquarienbesitzer natürlich in allen Fingern, das Kunstwerk auch mit Leben zu füllen!

Aquarium einlaufen lassen

Aber halt … noch ist nicht alles so, wie es sein sollte. Pflanzen, Einrichtung, Technik und Wasser sind nur ein Teil dessen, was ein Aquarium ausmacht. In erster Linie ist es ein Biotop im Kleinen, das erst einmal ins biologische Gleichgewicht kommen muss. Das geschieht während der sogenannten Einlaufphase.
Darunter versteht man die Zeit von der Einrichtung bis zum ersten Besatz. In dieser Phase bilden sich die notwendigen Bakterien, die organische Abfallstoffe aus Futter, dem Kot der Tiere, abgestorbenen Pflanzenteilen und sonstigen Resten verstoffwechseln und die giftigen Zwischenstufen in das relativ ungiftige Nitrat abbauen.

Das Aquarium fängt an zu "leben"

Diesen Prozess haben wir in unserem Blog  „Der Stickstoffkreislauf im Garnelenaquarium“ ganz genau beschrieben. Diese Bakterien müssen sich jedoch erst einmal vermehren, und exakt das geschieht während der Einfahrzeit, wie die Einlaufphase auch genannt wird. Zunächst baut sich der Abfallstoff Ammonium/Ammoniak auf (der sogenannte Ammoniumpeakt).

Dann vermehren sich Bakterien, die Ammonium und Ammoniak zu Nitrit abbauen, und der Nitritwert steigt an (der Nitritpeak). Danach vermehren sich die Bakterien, die Nitrit zu Nitrat abbauen. Sobald also der Nitratpegel im Aquarienwasser ansteigt, weiß man, dass das Ökosystem im Aquarium arbeitet. Etwas beschleunigen lässt sich dieser Prozess durch die Zugabe von Bakterienstartern , die alle notwendigen Bakterien in ihren Dauerstadien enthalten.

Nitrat muss durch Wasserwechsel ausgetragen werden. Erst wenn der Nitritpeak vorbei ist, sollten Tiere eingesetzt werden. Nitrit ist für Fische sehr giftig, und insbesondere auch für Garnelen, die aus klaren, sauberen Bächen stammen.

Wasserwechsel in der Einlaufphase

Man wird verschiedene Meinungen lesen, ob mehrere Wasserwechsel während der Einfahrphase sinnvoll sind oder nicht. Einerseits bringt man mit dem Frischwasser Nachschub an Mineralstoffen ein, die die Bakterien in den Biofilmen brauchen, andererseits entzieht man ihnen Nahrung und damit die Grundlage für eine starke Vermehrung. In der Praxis hat sich erwiesen, dass sowohl die Methode mit Wasserwechseln als auch die Methode ganz ohne Wasserwechsel funktionieren, wenn das System die notwendige Zeit bekommt, ins Gleichgewicht zu kommen.

Tiere einsetzen ins Aquarium

Ist der Nitritwert angestiegen und wieder gefallen, können die ersten Tiere eingesetzt werden. Dabei empfiehlt es sich, zuerst Schnecken einzusetzen und dann Garnelen. Will man Fische einsetzen, sollten diese noch etwas später folgen. So können sich die Bakterien jeweils zahlenmäßig an die gestiegene biologische Belastung anpassen, ohne dass die Wasserwerte heftige Ausschläge zeigen.

Was tun, wenn doch noch ein Nitritpeak auftritt?

Wasserwechsel, Wasserwechsel, Wasserwechsel ...

Tritt im frisch mit Fischen besetzten Aquarium in der Einlaufphase doch nochmals ein Nitritpeak auf, sind die Fische ihrem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert, wenn man weiß, was zu tun ist. Sie können Ihren Besatz im Aquarium immer noch retten - das ist allerdings etwas aufwändiger:

Zunächst wird das Nitrit durch einen großen Wasserwechsel verdünnt. Ersetzt man 70% des Wassers durch Frischwasser, entfernt man direkt 70% des Nitrits! Damit ist der Peak allerdings leider nicht ausgestanden - der Nitritwert im Aquarium muss durch einen passenden Wassertest überwacht werden, und immer, wenn NO2 nachweisbar ist, muss wieder Wasser gewechselt werden.

Salzzugabe

Bei Fischen, die Kochsalz vertragen (Achtung, einige Welse und andere Aquarienfische vertragen Kochsalz nicht) gibt man als Sofortmaßnahme beim Auftreten erhöhter Nitritwerte 0,1-0,5 g Kochsalz (NaCl) pro Liter Aquarienwasser zu. Chlorid blockiert bei Fischen und vielen Wirbellosen die Aufnahmewege von Nitrit, so kann der Giftstoff nicht über die Kiemen aufgenommen werden, ergo erleiden die Aquarienbewohner dann auch keine Nitritvergiftung.

Bakterienstarter oder Erdaufguss

Will und will der Nitritwert im neu eingerichteten Aquarien einfach nicht sinken, kann es daran liegen, dass sich im Aquarium keine passende Bakterienflora ausbilden konnte. Dem hilft man durch einen Filterstarter oder Bakterienstarter ab. Mit einem Bakterienstarter oder Filterstarter bringt man auf Anhieb eine riesige Menge an unterschiedlichen Filterbakterien ein, die sich sehr gerne um Ammonium und Nitrit im Aquarienwasser kümmern. Aus ihnen bildet sich die aquarienspezifische Bioflora heraus, die für den Schadstoffabbau im Filter sorgt.

Auch der gute altbewährte Erdaufguss, den viele ältere Aquarianer noch kennen, hat hier seine Berechtigung. Filterbakterien sind nämlich eigentlich Bodenbakterien, und so kann man mit einigen Krümeln ungedüngter Gartenerde wahre Wunder bewirken. Für einen Erdaufguss rührt man etwa einen halben Teelöffel voll Gartenerde in ein Glas mit Aquarienwasser ein, lässt die Erde sich absetzen und gibt dann einen Esslöffel dieses Wassers pro 50 Liter Aquarieninhalt ins anzuimpfende Becken. Damit bringt man direkt eine Vielzahl von nützlichen "Filter"-Bakterien ins Aquarium ein, und es kann sich genau die Bioflora herausbilden, die die Umstände in diesem einen Becken erfordern. So erhält man eine zu 100% passende Zusammensetzung der Bakterienarten, genau wie bei einem guten Filterstarter.

Wie geht es nach dem Nitritpeak weiter?

Auch wenn der Nitritpeak schon durch ist, sollte man nicht vergessen, dass das biologische System im Aquarium noch relativ instabil ist und dass schon kleine Änderungen reichen können, dass das ganze wieder außer Kontrolle gerät. In der Anfangszeit wird daher eher wenig gefüttert - immer nur so viel, wie die Fische innerhalb von wenigen Minuten fressen. Übermäßig viel Futter belastet unnötig den Filter und kann zu einer unerwünschten Massenvermehrung bei Aquarienschnecken, zu einer hohen Keimbelastung des Aquarienwassers oder zu einem Nährstoffungleichgewicht und damit zu einer unschönen Algenplage führen.

Auch mit den Wasserwechseln sollte man anfangs nicht zu nachlässig werden - einmal pro Woche sollten ca. 50% des Aquarienwassers durch frisches Wasser ersetzt werden. Wenn man mit Leitungswasser arbeitet, kommt dabei ein Wasseraufbereiter zum Einsatz, der das Leitungswasser von unerwünschten Schwermetallen und anderen Giftstoffen befreit und es fischgerecht und garnelengerecht macht.

Huminstoffe helfen ebenfalls dabei. Außerdem wirken sie sich günstig auf die Anzahl der potentiell schädlichen Bakterien im Freiwasser aus, die gerade in der Einfahrphase manchmal recht zahlreich werden und dann die Fische und Garnelen im Aquarium beeinträchtigen können - wenn sich das biologische Gleichgewicht erst eingestellt hat und man die Nährstoffzufuhr durch eine angepasste Fütterung gut im Griff hat, nimmt die Zahl der potentiell pathogenen Bakterien im Freiwasser im Aquarium relativ bald wieder ab und pendelt sich auf ein unbedenkliches Maß ein.

Algen in der Einfahrphase


Der Stickstoffkreislauf ist aber nur ein Aspekt der Einfahrzeit. Während dieser Zeit ist es möglich, dass sich Kieselalgen als braune, zum Teil flockige Beläge im Aquarium breit machen. So unschön diese Beläge aussehen können, sind sie dennoch kein Grund zur Beunruhigung. Garnelen und Schnecken lieben Kieselalgen und fressen sie mit Begeisterung, und die Bakterien im Filter verbrauchen nach einiger Zeit die Kieselsäure im Wasser und entziehen den Kieselalgen dadurch die Lebensgrundlage. Die braunen Beläge verschwinden also von alleine wieder beziehungsweise werden gefressen.

"Schimmel" auf Wurzeln im Aquarium?

Ebenfalls von Garnelen und Schnecken gefressen werden auch watteartige weiße Beläge auf frischem Wurzelholz. Sie sehen Schimmel oft recht ähnlich, sind aber keiner. Es handelt sich hier um den sogenannten Abwasserpilz — der trotz seines Namens nicht aus Pilzen, sondern aus Bakterien besteht.

Sie ernähren sich von organischen Resten im Holz und verschwinden ebenfalls wieder von ganz alleine, wenn diese aufgezehrt sind. Beschleunigen kann man diesen Prozess, indem man die Wurzeln abschrubbt und mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser übergießt, man kann der Natur aber auch einfach ihren Lauf lassen, ruhig bleiben und die Zeit aussitzen.

Schneckenplage nach dem Einlaufen?

Bis sich das biologische System aus Besatz, Mikrofauna und Mikroflora eingependelt hat, ist es möglich, dass vermehrt Schnecken auftauchen. Insbesondere Blasenschnecken und Posthornschnecken verwerten Biofilme und sich anfangs bildende Algenbeläge besonders gut und können sich dann recht stark vermehren. Die Schnecken-Population wird sich wie alles andere auch einpendeln, wenn man nicht übermäßig füttert. Unser Blog zum Thema „Schneckenplagen“.

Würmer im Aquarium

Auch der eine oder andere kleine Wurm wird sicherlich in der Anfangsphase über die Aquarienscheiben schleimen. In der Regel handelt es sich hier um harmlose Scheibenwürmer oder Wenigborster und nicht um gefährliche Planarien. Auch den Anstieg dieser Populationen ist in der Einlaufphase ganz normal und kein Grund zur Besorgnis. Ihre Zahl pendelt sich in der Regel ebenfalls ein und nimmt nach einer anfänglichen hohen Vermehrungsrate wieder stark ab, wenn das Aquarium nicht überfüttert wird.


Neue Aquarien dürfen fast alles — und die meisten Phänomene sind keine dauerhaften Probleme, sondern erledigen sich von selbst, wenn man ruhig bleibt und sich das System in Ruhe einpendeln lässt.


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  • Guter Blog

    Hi,
    gerade in der Einfahrphase kann man viel falsch machen indem man bei einem leichten Algenaufkommen gleich die Chemiekeule raus holt. Ein wichtiges Kriterium ist auch die Dauer der Beleuchtung. 6-7 Std. Sollte sie am Anfang betragen.

  • Nitrat

    Ich fahre auch grade drei Becken ein und zwar mit Osmose Wasser was ich aufsalze jetzt Messe ich jeden Tag und habe Nitrat im Becken ohne Nitrit zuhaben ist das normal oder läuft da was schief?

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