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Warum du fürs Aquarium ein chloridfreies Aufhärtesalz bevorzugen solltest

 

Chlorid - wir müssen reden

Häufig passt das Leitungswasser nicht zu den Aquarium Tieren, die gehalten werden sollen. Meist ist das Wasser zu hart, selten zu weich ... aber es gibt auch Fälle, in denen saisonal beispielsweise zu viel Nitrat im Leitungswasser ist; in heißen Sommern kann es immer noch vorkommen, dass das Wasserwerk das Leitungswasser chlort, um einem Bakterienbefall vorzubeugen oder ihn zu beseitigen, und auch Polyphosphate sind ungeliebte Beimischungen zum Leitungswasser, die im Aquarium richtig Stress machen können.

Viele Aquarianer greifen daher auf Osmosewasser oder Wasser aus einem Vollentsalzer und ein entsprechendes Aufhärtesalz zurück, das die Gesamthärte oder die Gesamthärte und die Karbonathärte gezielt erhöht. So bereitest du ein biotopgerechtes Wasser für deine Lieblinge im Aquarium auf - oder?

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Mit diesem Aufhärtesalz wird der Leitwert im Aquarium entsprechend auf den gewünschten Wert eingestellt. Der Begriff "Leitwert" bezeichnet die elektrische Leitfähigkeit des Wassers und lässt einen Rückschluss darauf zu, wie viel Salz das Wasser enthält. Dabei umfasst der Begriff "Salz" nicht nur das uns allen bekannte Kochsalz Natriumchlorid (NaCl), sondern auch verschiedene andere salzige Verbindungen unterschiedlicher Metalle wie Magnesium, Kalium, Kalzium und anderer mehr mit Karbonaten, Hydrogenkarbonaten und natürlich auch Chloriden - also bitte nicht verwechseln! Alles in allem sind 60 der 92 chemischen Grundelemente an der Salinität des Wassers beteiligt.

Reines Wasser leitet keine Elektrizität, je mehr gelöste Ionen aus Salzen sich im Wasser tummeln, desto mehr Strom kann geleitet werden - der Leitwert aka die Leitfähigkeit des Wassers steigt also mit zunehmender Salzkonzentration. Der Leitwert wird übrigens in der Aquaristik in der Einheit Mikrosiemens gemessen. Neben der Leitfähigkeit beeinflusst der Salzgehalt des Wassers auch seine Dichte, den osmotischen Druck und den Gefrierpunkt.

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Sehr viele Aufhärtesalze für die Aquaristik enthalten als Füllstoff und Trägerstoff Chloridverbindungen, weil sie zum einen günstig sind und sich zum anderen im Wasser sehr gut lösen und dadurch einfaches Zugeben des Aufhärtesalzes zum Wasser reicht. Reinschütten - kurz umrühren - fertig. Das klingt doch praktisch!

Mittlerweile häufen sich allerdings die Hinweise, dass Chlorid im Aquarium durchaus auch zu Problemen führen kann, und mehr und mehr Hersteller von Aufhärtesalzen produzieren chloridarmes Mineralsalz - so auch wir mit unserer Eigenmarke NatureHolic Saltea.

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Warum achten wir auf einen möglichst niedrigen Chloridgehalt?

Chlorid im Wasser und die Wissenschaft

Die vergleichende Literaturstudie "CHLORID - Auswirkungen auf die aquatische Flora und Fauna, mit besonderer Berücksichtigung der vier biologischen Qualitätselemente gemäß EU-WRRL" wurde schon 2014 von Dr. Georg Wolfram et. al. durchgeführt. Hier wurden es die Folgen von Chlorideinträgen in natürliche Gewässer beispielsweise durch Streusalz im Winter untersucht, jedoch kann man die Ergebnisse dieser Studie vorsichtig auch auf chloridhaltige Aufhärtesalze in der Aquaristik und ihre Auswirkungen auf die Pflanzen und Tiere im Aquarium anwenden.

In dieser Studie wurden die Folgen von erhöhten Chloridkonzentrationen in natürlichen Gewässern auf verschiedene Wirbellose, Wasserpflanzen und Fische untersucht. Die Wissenschaftler kamen teils zu sehr aufschlussreichen Ergebnissen.

Insbesondere in weichem Wasser sind die Folgen von Chlorid laut dieser Studie besonders stark spürbar - und hier kommen wieder unsere Weichwasseraquarien ins Spiel, die mit Aufhärtesalz remineralisiert werden. Ist dieses chloridhaltig, können sich negative Effekte auch im Aquarium bemerkbar machen.

Der natürliche Salzgehalt im Süßwasser

Der relative Salzgehalt in natürlichen Gewässern variiert stark, und mit ihm auch die Wasserhärte. Häufig kommen in mitteleuropäischen Süßgewässern Hydrogenkarbonat und Kalzium vor. In Küstennähe dagegen ist oft Natriumchlorid, also Kochsalz, das häufigste Salz. Interessanterweise ist NaCl auch das häufigste Salz in vielen Gewässern in Straßennähe - hier wird der Salzgehalt wesentlich von Streusalz beeinflusst, das im Winter ausgebracht wird.

Wasser

Wir nehmen Wasser mit einer Konzentration von ungefähr 200–300 mg/L als salzig wahr. Durchschnittliche mitteleuropäische Fließgewässer weisen häufig einen Salzgehalt von etwa 100 mg/L auf, während extrem weiche, mineralarme Gewässer nur wenige Milligramm pro Liter Salz enthalten. Meerwasser hat einen Gesamtsalzgehalt von rund 35 g pro Liter.

Salz als Stressfaktor für Wassertiere und Wasserpflanzen im Süßwasser

Die Einschätzungen, in welchen Konzentrationen Salz und Elektrolyte für Wasserorganismen negative Auswirkungen haben, klaffen weit auseinander: sie reichen von weniger als 100 mg/L bis 1 g/L.

Änderungen des Salzgehaltes lösen Stress bei Algen und höheren Pflanzen aus. Auch bei Süßwassertieren kann durch die veränderte Salzkonzentration im Umgebungswasser Stress entstehen. So zeigen Süßwassermuscheln bereits ab 40 mg/L negative Reaktionen auf Salz, und ab 50 bis 100 mg Salz pro Liter zeigt sich eine Verschlechterung des Pflanzenwachstums. Grundsätzlich wird Chlorid im Wasser bei einem hohen Kalkgehalt besser toleriert als in Weichwasser.

Warum ist Chlorid ein so großer Stressfaktor?

Chlorid ist für Wassertiere wichtig - das Anion spielt eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks im Inneren der Wasserorganismen, und Chlorid wird auch für eine normale Nierenfunktion gebraucht und es spielt eine wichtige Rolle bei neurophysiologischen und enzymtischen Prozessen.

Zu viel Chlorid oder eine stark schwankende Menge von Chlorid im Wasser kann jedoch problematisch für die Mikroorganismen, die Wassertiere und die Wasserpflanzen werden - dann kommt es zu Störungen bei der Osmoregulation und bei der Ionenkonzentration zwischen den Zellen, was ihr Wachstum, wichtige Stoffwechselvorgänge und die Reproduktion beeinträchtigen und letztlich sogar zum Tod führen kann.

Die Folgen für die Filterbakterien, Pflanzen, Wirbellosen und Fische im Aquarium

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Chlorid und Filterbakterien

Verschiedene Studien zeigen, dass die Nitrifizierung - also die Umwandlung von Ammonium über giftiges Nitrit zu harmloserem Nitrat durch die Filterbakterien - messbar abnimmt, je höher der Chloridgehalt im Wasser steigt, obwohl ausreichend Bakterien vorhanden sind.

Chlorid und Wirbellose

Zahllose Studien haben sich schon mit den Auswirkungen eines erhöhten Salzgehaltes auf verschiedene Wirbellose im Süßwasser beschäftigt, und die verschiedenen Anpassungsmechanismen der Wirbellosen sind gut erforscht.

Auswirkungen auf Schnecken und Muscheln

Die Neuseeländische Zwergdeckelschnecke Potamopyrgus antipodarum beispielsweise, die man auch aus der Aquaristik kennt, kommt mit Chlorid im Wasser wunderbar klar. Diese kleine Wasserschnecke wächst und reproduziert sich bei 0–15 ‰ Salinität recht problemlos. Auch Schlammschnecken (Radix sp.), Tellerschnecken (Gyraulus sp.), Blasenschnecken (Physa sp.) und die Teich Posthornschnecke Planorbarius corneus gelten als salztolerant.

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Andere Süßwassermollusken besitzen dagegen nur eine geringe osmoregulatorische Anpassungsfähigkeit und können vereinzelt bei erhöhter Salzbelastung unfruchtbar werden, Missbildungen oder sogar ein verändertes Sozialverhalten zeigen. Insbesondere sind Süßwassermuscheln sehr anfällig gegen einen hohen Chloridgehalt.

Auswirkungen auf Kleinkrebse

Verschiedene Kleinkrebse im Süßwasser zeigen je nach Vorkommen eine eher mäßige Salztoleranz, wobei es auch Arten gibt, die wie zum Beispiel Neocaridina Garnelen sehr gut selbst mit Brackwasser zurecht kommen.

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Chronische Schädigungen können bei manchen Kleinkrebsen sogar schon bei 500–600 mg/L auftreten. Insbesondere äußert sich dies in einer höheren Sterblichkeit und in einer geringeren Vermehrungsrate.

Chlorid und Algen

Die Algen sind eine recht uneinheitliche Organismengruppe - und hier gibt es sowohl sehr salztolerante wie auch sehr salzempfindliche Arten. Laut dem Schweizer Bundesamt für Umwelt, BAFU gelten Chloridkonzentrationen von mehr als 200 mg/L als toxisch für Algen. Insbesondere die Kieselalgen oder Diatomeen reagieren schon auf niedrige Chlorid Konzentrationen empfindlich.

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Nicht nur in der Natur, auch im Süßwasser Aquarium verschiebt sich die Algenpopulation bei der Anwesenheit von Chlorid hin zu den salztoleranten Arten - was für Garnelen als Aufwuchsfresser eventuell problematisch sein könnte.

Ein deutliches Beispiel ist das recht plötzliche Auftreten von Brackwasseralgen in der Süßwasseraquaristik. Die Rotalge Thorea ramosissima kannte man früher nur aus Gewässern mit Brackwasser oder Meerwasser, nicht aus dem Süßwasser. Seitdem die chloridhaltigen Aufhärtesalze der ersten Generation stärker im Umlauf sind, tritt sie recht häufig vor allem in Weichwasserquarien auf, in denen Osmosewasser mit eben diesen Aufhärtesalzen remineralisiert wird

Chlorid und Wasserpflanzen

Auch bei den höheren Pflanzen im und am Süßwasser gibt es tolerante und sogar einige wenige salzliebende Arten, aber auch sehr empfindliche. Schon eine Chlorid Konzentration unter 300 mg/L kann negative Folgen für die Pflanzen haben. In der Natur verschwinden diese Arten bei höherer Chlorid Belastung, und das Artenspektrum insgesamt verschiebt sich und verarmt. Im Aquarium kümmern salzempfindliche Pflanzen bei einer hohen Chlorid Belastung und gehen in manchen Fällen sogar ein.

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Chlorid und Fische

Verschiedene Fischarten sind dank ihrer sehr weit entwickelten Mechanismen zur Osmoregulation nicht sehr anfällig für Schäden durch hohe Chloridkonzentrationen, andere Fische wie zum Beispiel Welse und andere schuppenlose Zierfische dagegen sind extrem anfällig auf zu viel Chlorid.

Goldfische

Bei Karpfenfischen wie dem Goldfisch beispielsweise zeigen sich schon bei Konzentrationen deutlich unterhalb der Toxizitätsgrenze von 10‰ deutliche Stresszeichen, messbar durch einen erhöhten Cortisolgehalt im Blut, einen um über die Hälfte erhöhten Sauerstoffverbrauch und eine vermehrte Harnausscheidung. Dauerhaft in zu hohen Chlorid Konzentrationen gehaltene Goldfische zeigen ein schlechteres Wachstum. Auch bei anderen Karpfenfischen sind solche Effekte denkbar.

Chlorid und Amphibien

Amphibien wie Frösche oder Lurche zeigen bei chronischen Toxizitätstests bereits negative Effekte bei Konzentrationen von 150–300 mg/L. Damit sind Froschlurche deutlich empfindlicher gegenüber Chlorid als verschiedene Fische - das solltest du beispielsweise im Hinterkopf behalten, wenn du Zwergkrallenfrösche oder Axolotl halten möchtest.

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Unser Fazit fürs Süßwasser Aquarium

Wie wir oben sehen, ist Chlorid auch im Aquarium nicht ganz ohne und kann durchaus negative Folgen für die Aquarium Bewohner haben. Aus diesem Grund haben wir uns für unser NatureHolic Saltea Aufhärtesalz der neuesten Generation für eine stark chloridreduzierte Rezeptur entschieden - damit manche unschönen Probleme in einem mit unseren Produkten aufgesalzenen Aquarium erst gar nicht auftauchen!

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