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Flusskrebse züchten: Von der Paarung bis zum Schlupf

Die Paarung der Astacidae am Beispiel von Astacus astacus

Bei sinkenden Wassertemperaturen im Herbst erfolgt die Paarung. Dabei werden die Weibchen von den Männchen mit den Scheren festgehalten und auf den Rücken oder die Seitenlage gedreht. Die Weibchen sind bei Paarungsbereitschaft kooperativ, so dass auch weitaus kleinere Männchen in der Lage sind, körperlich überlegene Weibchen zu begatten. Bei dieser Begattung heften die Männchen mit ihren Gonopoden kleine weiße, etwa ein Millimeter starke stäbchenförmige Spermatophoren am Weibchen an. Diese sind meist ventral zwischen den letzten Schreitbeinen oder am Schwanzfächer zu finden. 

Die Vermehrung der nordamerikanischen Cambaridae am Beispiel von Procambarus

Unmittelbar vor der Paarung kommt es durch das Berühren oder durch bestimmte Bewegungen mit den Scheren zu einer Kontaktaufnahme zwischen den Partnern. Manchmal kann man auch Paarungsversuche zwischen Männchen beobachten, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass eines der Tiere regenerierte und dadruch kleine, eher weinlich ausgeformte Scheren hat. Experimente bei Procambarus clarkii zeigen, dass bei dieser Art die Kontaktaufnahme auch chemische Weise erfolgt. 

Vor allem die Aggressivität mancher Männchen und die relative Passivität der Weibchen ist ein kritscher Faktor bei der ersten Begegnung zwischen den Tieren. Dabei konnte man beobachten, dass "gewalttätige" Männchen von den weiblichen Tieren abgewiesen werden. 

Der weitere Verlauf der Kontaktaufnahme dient dazu, dass passive Tiere sexuell stimuliert werden und das aggressive Verhalten der potenziellen Partner reduziert wird. Nur so wird eine Paarung ermöglicht. Zu Beginn der Paarung ergreift das Männchen die Partnerin mit den Scheren und versucht sie auf den Rücken oder auf die Seite zu drehen. Mit den Schreitbeinen umklammert es den Körper des Weibchens und versucht sie so festzuhalten. Hilfreich bei diesem Vorgang sind die Ischium-Haken an der Basis der Beine des Männchens, die als Klammerorgane dienen. Gelingt der Versuch, liegen die Ventralseiten der Partner einander zugekehrt und die Begattung kann beginnen. Dabei wird das Sperma aus der Samenleiter in einen der ersten beiden Gonopoden geleitet und vom zweiten Gonopoden, der als Kolben fungiert weiterbefördert. Der erste Gonopode dringt in den Annulus ventralis ein. Eine kleine Körperöffnung an der Unterseite des Weibchens. Durch den Druck des zweiten Gonopoden wird das Sperma in dieser Permatotheka deponiert.

Die Begattung dauert ungefährt 15 Minuten, danach wird das Weibchen freigelassen. Kurz nach der Paarung, meistens nach einigen Stunden, putzt das Weibchen mit den hinteren Schreitbeinen die Setalfransen an den Schwimmbeinchen des Abdomens und beginnt dann mit der Eiablage. Bei anderen Gattungen kann das Weibchen das Sperma auch lange lagern und erst zu einem späteren Zeitpunkt kommt es zur Eiablage. Bei Orconectes-Weibchen kann es bis zu acht Monaten dauern, bis es zur Eiablage kommt. 

Beim Eiausstoß wird das Abdomen nach vorne bis an den Hinterrand des Zephalothorax geschlagen und bildet somit eine Art Brutkammer. In diesen Holraum wird Schleim der Eiweißdrüsen abgegeben. Dieser Schleim bildet eine elastische Haut sobald er in Kontakt mit Wasser kommt. Das Weibchen legt sich auf die Seite oder auf den Rücken und die Eier treten aus den Gonoporen in dieses Schleimzelt aus. Nun wird das Sperma aus dem Annulus ventralis frei und die Befruchtung der Eier findet statt. Durch ständiges Schlagen der Schwimmbeinchen und das Eigengewicht der Eier wird während der Aushärtung des Schleimes jedes Ei durch einen Stiel oder Faden, den Funiculus, mit den Pleopoden fest verbunden. Eier, die nicht befruchtet sind oder an keinen Funiculus angeheftet wurden, werden meist von den Weibchen gefressen. Danach dreht sich das Weibchen wieder in Normallage. 

Die anhaftenden Eier am Hinterleib der Mutter werden von ihr sorgsam gepflegt. Dies geschieht einerseits durch rhythmische Bewegungen der Schwimmfüße, damit die Eier ständig umspült werden und Sauerstoff zu- und Stoffwechselndprodukte abgeschwemmt werden. Andererseits werden diese auch mechanisch mit den Schreitbeinen von Verunreinigungen befreit. Während dieser Zeit verlassen die Weibchen ihr versteck kaum und fressen sehr wenig oder garnichts.

Der Schlupfvorgang 

Beim Schlupf reißt die Eikapsel auf, bleibt aber weiterhin durch den Faden mit dem Weibchen fest verbunden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Cambaridae nicht so weit entwickelt wie die Astacidae; diese schlüpfen meist ein Larvenstadium früher. Der Schlüpfling ist an der inneren Eimembrane durch den Telsonfaden (eine phylogenetische Besonderheiten der Flusskrebse) weiter mit dem Muttertier verbunden. Wird der Schlüpfling versehentlich losgerissen, klammert er sich mit den speziell ausgeformten Haken seiner Scheren an den vorhandenen Strukturen des mütterlichen Hinterleibes an. 

Es treten drei Larvenstadien auf: im ersten Stadium haben die Schlüpflinge keinen Uropoden und der Carapax ist durch den Dottersack vergrößert. Wenn dieser aufgebraucht ist, rückt die Häutung zum zweiten Stadium näher. Nach dieser Häutung bleiben die Jungkrebse noch am Hinterleib haften. Zusätzlich bewirken Pheromone, dass die Jungkrebse an der Mutter bleiben. Nach der Häutung zum dritten Stadium erscheinen die Uropoden und die Jungtiere beginnen sich zunehmend freier zu bewegen. 

Da Krebse kannibalisch verlanlagt sind, kommt es vor, dass einige von den Artgenossen, ja selbst von den Geschwistern verzehrt werden. Besonders in der Aquarienhaltung kommt es dadruch während der ersten Zeit, wenn sich Tiere häufig häuten, zu großen verlusten. 

 

Die Paarung der Parastacidae am Beispiel von Cherax destructor

Einige Tage vor der Paarung ist das Weibchen schon mit der Vorbereitung beschäftigt und reinigt mit den letzten beiden Schreitbeinpaaren die Pleopoden und die Unterseite zwischen den Schreitbeinen. Einen Tag vor der Paarung ist das Männchen ebenfalls in Paarungsstimmung, verhält sich noch aggressiv gegenüber dem Weibchen und jagt es. Acht Stunden vor der Paarung vermindert sich das Aggressionsverhalten und das Männchen beginnt das Weibchen mit den Antennen zärtlich zu berühren und zu streicheln. Kurz vor der Paarung zeigen beide Partner dieses zärtliche Antennenritual, wobei sich das Weibchen dann auf den Rücken legt und das Männchen auf das Weibchen klettert.

Das Weibchen rollt dann den Hinterleib ein und das Männchen bedeckt diesen mit seinem Abdomen. Das männchen deponiert das Sperma (kleine weiße Tröpfchen, die Spermatophoren), auf die Unterseite des weiblichen Abdomens oder zwischen dem letzten Schreitbeinpaar. Danach trennen sich die beiden und das Männchen entfernt sich. Das Weibchen bleibt noch einige Minuten auf dem Rücken liegen und sondert eine gelatineartige Substanz ab, die in den durch das eingeschlagene Abdomen gebildeten Hohlraum fließt und die Pleopoden überdeckt (das Schleimzelt). Danach werden die bläulichen Eier ausgestoßen und in dieses Gelpaket geleitet. Das Weibchen dreht sich mit eingeschlagenem Schwanz wieder in Normalstellung und sucht ein Versteck auf. Nach rund 18 Stunden ist das Schleimzelt aufgelöst und die Eier sind an den Härchen der Pleopoden angeheftet.

Es wurden jedoch auch andere Verhaltensmuster bei der Paarung der Parastacidea beobachtet, wobei das Weibchen eine dominante Rolle im Paarungsritual übernimmt. Dabei versucht das Weibchen, das Männchen auf den Rücken zu legen, um es dann zu besteigen. Große unterschiede kann es auch bei der Dauer der paarung geben, die manchmal nicht länger als eine Minute in Anspruch nimmt. Die Paarung findet meistens am späten Nachmittag oder nachts statt. Der zeitpunkt der Eiabgabe variiert ebenfalls stark und muss nicht unmittelbar nach der Paarung erfolgen. Das Weibchen kann Stunden, Tage oder Wochen warten, bevor es mit dem Laichen beginnt. 

Quelle: Süßwasserkrebse aus aller Welt - Chris Lukhaup/ Reinhard Pekny


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