Beitrag teilen:

Exkurs: Genetik und Farbformen von Necoaridina

Kunterbunt und farbenfroh: Neocaridina bringen Farbkleckse ins Aquarium. Ob gelb, grün, blau oder schwarz- es findet sich garantiert eine Farbform, die auch optisch mit den Wohnzimmervorhängen harmoniert. Dass aus einer bunt zusammen gewürfelten Bonbontüte aber mitunter fleckige, gescheckte, kurz: wildfarbene Tiere auftauchen, überrascht daher mittlerweile nur noch wenige. Zwar ließen sich diese ständig ausselektieren, um ausschließlich farbige Garnelen zu pflegen, aber Spaß sieht definitiv anders aus. Es geht aber auch anders, denn je nachdem, wie nah Farbschläge miteinander verwandt sind, lassen sie sich dennoch zusammen pflegen, ohne, dass dabei blasse oder graue Tiere fallen.

Neocaridina = davidi?

Garnelenmythen existieren wie Sand am Meer, nicht alle lassen sich nachweisen oder wurden bereits durch Gen-Tests in ihrem Wahrheitsgehalt bestätigt. Eine Vermutung lautet zum Beispiel, dass es neben der Neocaridina davidi eine weitere Zwerggarnelenart gibt, die anders klassifiziert und „eigentlich“ nicht zu den üblichen N. davidi gezählt werden sollte. Vor allem um die gelbe Farbvariante rankt sich diese Theorie. Da sich aber auch die White Pearl sehr nah in die genetische Verwandtschaft einreiht, entspringen durchaus auch aus ihr wildfarbige Nachkommen.

Solange die These der unterschiedlichen Arten aber nicht wissenschaftlich fundiert wurde, kann man den Gedanken also getrost im Hinterkopf bewahren. Erste Hinweise haben allerdings schon zu der Annahme geführt, dass Farbvarianten wie beispielsweise die blutrote Bloody Mary oder auch die Schoko Sakura Abkömmlinge diverser Neocaridina Arten sein könnten. Wieviel Wissen die Wissenschaft hier noch schafft bleibt allerdings abzuwarten.

Linienzucht bei Garnelen

Ähnlich wie aus der Fischzucht bekannt, ist die Linienzucht auch bei Neocaridina nicht zu vernachlässigen. Man geht zwischenzeitlich von der roten, der schwarzen, der gelben und der orangefarbenen Linie aus.
Ein buntes Potpourri an kleinen Krabblern unterschiedlicher Linien führt durchaus zu einem bunten Mischmasch, bestimmte Farben klarer Linien hingegen lassen sich problemlos zusammen pflegen, ohne dass dabei wildfarbene Tiere fallen. Das funktioniert allerdings nur, sofern es sich um reine und klare Farblinien handelt, werden diese allerdings vermischt, sind gescheckte und blasse Tiere das Resultat.

Rote Linie

Zur Roten Linie zählen Red Fire, Red Sakura, Red Rili, Blue Rili und Blue Jelly, die alle herausgezüchtet wurden. Selbst wenn die Blue Jelly nahezu kein rot mehr aufweist, wird sie dennoch dazu gezählt. Die Crux an den orangefarbenen Tieren, die einst mal aus rot herangezüchtet wurde, ist allerdings die Annahme, dass die Ursprungstiere andere Herkünfte hatten, weswegen Kreuzungen aus der Roten Linie mit orangen Tieren durchaus zu wildfarbener Streuung neigen.

Blue Jelly als Schlüssel

Als sicherer Rili-Garant dient die Blue Jelly: zieht man Rilis aus Red Sakura, verpaart man sie dabei mit Blue Jelly und erhält in der Theorie zu hundert Prozent F1 Red Rilis. Dasselbe bietet auch die Orange Sakura an, in deren F1 sich zu 100% Red Rili und in der F2 Red Rili, Blue Rili, sowie Red Fire und Blue Jellys, sowie ungefähr 25% Orange Rilis befinden und damit der Mendelschen Vererbungslehre entsprechen. Werden die F2 Orange Rilis weiter gezogen, erhält man nahezu nur noch Orange Rilis, aber auch Orange Rilis mit blauem Körper sowie ein paar wenige Blue Jellys.

Vermutungen zufolge funktioniert diese Kreuzung nur, da die Blue Jelly Rili-Gene trägt, obwohl sie kaum bis keinerlei rote Pigmente mehr aufweist und eine extreme Rili-Variante darstellt.

Die Blue Jelly als Schlüssel in der Kreuzzucht.

Blue Jelly x Blue Dream führt im Nachwuchs nicht zwangsläufig zu Wildfarben, die aber durchaus dabei sein können. Vielmehr sind die Jungen eine bunter Strauß aus phänotypischen Blue oder Black Rili, Carbon Rili, Blue und Red Rili, sowie Blue Dream. Gänzlich geklärt ist das Phänomen noch nicht. Vor allem tauchen in der F2 Carbon Blue Rilis und Red Rilis, aber auch eben wieder Schecken auf. Die gezielte Kreuzung der phänotpischen F1 Blue Jelly mit F1 Blue Dream führt zu einer F2 mit recht dunklen phänotypischen Blue Jellys, bei der in weiteren Generationen ohne strenge Selektion vermehrt Wildfarbene auftauchen, sodass der Verdacht nahe liegt, dass sich dadurch die roten und blauen Farben mit der Zeit „wegzüchten“ lassen.

Die Blue Sapphire zählt möglicherweise auch zur schwarzen Linie.

Schwarze Linie

Black Sakura, Blue/ Black Rili, Blue Dream, Schoko Sakura und Bloody Mary zählen zur sogenannten Schwarzen Linie. Kreuzungen untereinander werden vor allem gerne zur Farbverbesserung herangezogen. Möglicherweise zählen auch die Blue Sapphire und die Red Onyx dazu, die zumindest Potential dazu aufweisen. Gesichert ist diese Vermutung aber (noch) nicht.

Gelbe Linie

Züchtern wohlbekannt sind gelbe Tiere geradezu anstrengend beim Versuch, sie zu kreuzen. Zur Gelben Linie zählen die Yellow Fire und die Yellow Rili, sowie Yellow Neon. Hellgrüne Stämme sollen ihren Ursprung ebenfalls in gelben Tieren haben, die über blau gezogen wurden. Kreuzt man die Yellow allerdings mit Red Fire, sind blasse Nachkommen fast immer das Ergebnis.

Orange Linie

Vor allem Green Jades haben ihren Ursprung in der orangefarbenen Linie und können problemlos untereinander gekreuzt werden ohne mit gescheckten Jungen rechnen zu müssen. Obwohl es weitere grüne Varianten gibt, ist bislang nicht klar, ob diese aus einer orangen Linie stammen oder ihre Ursprünge ganz woanders liegen.

 

Unterm Strich

Neocaridina mehr oder weniger kunterbunt zusammen zu pflegen muss nicht immer mit gescheckten oder wildfarbenen Tieren enden. Ein wenig Augenmerk beim Zusammenpflegen oder auch fürs gezielte Verpaaren kann über kurz oder lang zu wunderschönen Farbergebnissen führen. Der Enthusiasmus, der beim Hochzüchten von Caridina schon lange an den Tag gelegt wird, muss bei den Neocaridina daher sicher nicht Halt machen. Auch wenn das Selektieren und Dokumentieren stellenweise aufwändig ist, so lohnt sich dieser Aufwand doch durchaus, um sich pas a pas prächtig gefärbte Tieren heranzuzüchten, die alle Blicke auf sich ziehen. Vielleicht schon beim nächsten Garnelenchampionat?


Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Ich habe die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis genommen.

Shopware Agentur  six-media.de